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Zu unserem letzten Coach-Treffen Anfang Dezember 2021 luden wir den Duisburger Pädagogen und Autor Burak Yilmaz ein, der uns sein neues Buch „Ehrensache. Kämpfen gegen den Judenhass“ vorzustellte. Er arbeitet als Pädagoge in seiner Heimatstadt, tourte mit seiner Theatergruppe Die Blickwandler durch die Klassenzimmer und organisiert Fahrten nach Ausschwitz mit muslimischen Jugendlichen. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Im Rahmen seines Besuches las Burak einige Passagen aus seinem Buch und beantwortete im Nachgang die vielen Fragen unserer Coaches.

Burak Yilmaz las während des Coach-Wochenendes im Dezember 2021 aus seinem Buch „Ehrensache“

«Alta, deine Oma ist ja ein richtiger Nazi! Was geht denn mit der ab?», empöre ich mich. «So was habe ich ja noch nie erlebt – Hitlergruß?»

Burak erzählt von eskalierenden Familienfeiern, den Schwierigkeiten der Aufarbeitung familiärer Verstrickungen im Nationalsozialismus sowie den Auswirkungen bis in die Gegenwart und die Probleme, die dadurch sogar im eigenen Freundeskreis entstehen.

«Wenn Kinder leiden oder sterben müssen, dann macht mich das fertig. Es ist für mich das Schlimmste», sagt Jamal.

Darüber hinaus berichtet uns Burak von emotionalen und versöhnlichen Situationen, die er während der Gedenkstättenfahrten mit den Jugendlichen erlebte. Er erzählt von Jamal, einem jungen Mann, der ursprünglich keine Synagoge besuchen wollte und tief ergriffen anlässlich der Erlebnisse während des Gedenkstättenbesuchs ist.

«Was sind wir denn jetzt eigentlich?», fragt Mehmet in die Runde. «Nach heute will ich auf keinen Fall ein Deutscher sein!», scherzt einer und die anderen lachen. «Wir sind Deutsche!», sagt Jamal. «Naja, nicht so ganz!», antwortet ein anderer und irgendwie ist jede Antwort richtig.

Zum Schluss erzählt Burak von der innerlichen Zerrissenheit der Jugendlichen, wenn es um ihre Identität geht. Ihm war besonders bewusst, dass sie in der „Gedenkstätte als Deutsche wahrgenommen wurden und nicht wie sonst als Türken oder Araber.“ Diese Zerrissenheit ist ein Phänomen, dass bei einigen Menschen auftritt, die aus zwei oder mehreren Kulturkreisen kommen und in keinem das Gefühl erhalten, hier so richtig daheim zu sein. So antwortet Mehmet auf seine eigene Frage: «Dann sind wir in Ausschwitz Deutsche und in Deutschland Ausländer.»

Im Anschluss der Lesung stellte sich Burak uns unseren Fragen und es entspann sich in der Abendstunde noch eine schöne Diskussion. Besonderes Highlight war, dass er beim Signieren der Bücher für jedem von uns ein paar Worte übrig hatte.

In den letzten Wochen las ich das Buch und fand in seinem Outro einen Satz, der sich mir besonders stark einprägte. „Sich nicht über eine traumatische Erfahrung zu politisieren, sondern durch eine inspirierende Erkenntnis, ist von unschätzbarem Wert.“ Diesen Satz werde ich mir für mein zukünftiges gesellschaftliches Engagement zu Herzen nehmen.

von BeInterNett-Coach Simon