Wissen

Was ist Hate Speech?

Das Problem: Hate Speech

Hate Speech kommt aus dem Englischen und bezeichnet Hassrede, die auf die Verunglimpfung bestimmter Personengruppen abzielt. Meinungsfreiheit und politische Beteiligung sind wichtige Merkmale einer Demokratie. Hassrede aber führt zur Veränderung der Debattenkultur. Wenn Hetze, Verleumdung, Hass und volksverhetzende Sprache in Kommentarspalten, Foren und in Sozialen Netzwerken Verbreitung finden, fühlen sich betroffene Menschen eingeschüchtert, bringen sich weniger ein oder verstummen. Ob anonym oder unter Klarnamen: Im Internet verlieren Menschen häufiger die Scheu, Menschen zu beschimpfen und überschreiten Grenzen der Gesetze. Hass im Netz kann aber auch Auswirkungen außerhalb des Internets haben, z.B. in Form von Gewalt. Ein respektvoller Umgang ist im Internet mehr denn je notwendig, denn nur wenn alle Stimmen gehört werden, kann das demokratische Miteinander gedeihen.

Hate Speech trifft nicht alle gleich

Hinter Hate Speech liegt die Vorstellung, dass bestimmte Menschengruppen weniger wert seien als andere. Hasserfüllte Kommentare treffen Menschen deshalb aus unterschiedlichen Gründen, aber nicht alle in der selben Intensität. Angehörige von Minderheiten sind in der Regel häufiger betroffen. Hass im Netz richtet sich vor allem gegen Personen, die einer oder mehreren marginalisierten Gruppen zugeordnet werden können und dabei abgewertet werden. Hass kann auch Menschen treffen, die für diese Personen und Gruppen eintreten, wie z. B. Aktivist:innen, Medienschaffende oder Kommunalpolitiker:innen.

Bei der gruppenbezogenen Hassrede erfahren Menschen Abwertung z.B. aufgrund

  • ihrer Religion
  • ihres Geschlechts
  • politischer Einstellung
  • (vermeintlicher) ethnischer Herkunft
  • sexuellen Orientierung
  • körperlicher Beeinträchtigung und mehr

Mehr zu dem Thema

Verbreitung von Hass und Hate Speech

Seit der Debatte rund um die Fluchtmigration 2015 wird in Deutschland ein Anstieg rassistischer Attacken verzeichnet.  Aber: Hassrede im Netz ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. In der forsa-Studie 2020 berichten 94% der jungen befragten Internetnutzer:innen, Hassrede im Netz schon einmal gesehen zu haben. Die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen ist von Hassrede am stärksten betroffen. Gleichzeitig geben sie überdurchschnittlich häufig an, Kommentare gemeldet zu haben.

Immer mehr Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen sind bereit, über das, was sie im Internet und außerhalb erleben, zu berichten. Denn der Hass hat reale Auswirkungen. Seit 2017 werden islamfeindliche Straftaten gesondert vom Bundesinnenministerium registriert. Klar ist, Hetze im Internet, Drohbriefe z.B. an Moscheen und auch Angriffe auf der Straße haben im Vergleich zu 2019 zugenommen. Im Jahr 2020 wurden mindestens 901 antimuslimische Straftaten bundesweit aufgenommen. Bei den Täter:innen handelt es sich meist um Rechtsextreme. Ende 2019 hatte die Bundesregierung angekündigt, den Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu verstärken, z.B. indem sie einen unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit einberuft und die Opferperspektive in den Vordergrund rücken möchte.

 


Quelle: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/islam-in-deutschland-mehr-als-900-angriffe-auf-muslime-2020-a-5542fed3-dee0-4878-979b-150582b474b8

Auswirkungen von Hassrede

Finden sich im Internet vermehrt menschenverachtende Äußerungen, kann dies in einer Spirale aus sich verstärkenden Hassbotschaften münden und dadurch ein Klima entstehen, in dem Diskriminierung und Gewalt gegen bestimmte Gruppen legitim erscheinen. Hate Speech bildet somit auch einen Nährboden für reale Übergriffe. Hassbotschaften verzerren das Meinungsbild im Netz und polarisieren. Die schweigende, unsichtbare Mehrheit wird gegenüber der lauten Minderheit, die Hass verbreitet, weniger wahrgenommen und das Politische im Strudel des Hasses denunziert und vereinfacht.

Im Internet sind menschenfeindliche und (religiös-) extremistische Gruppierungen aktiv, die eine gemeinsame Ideologie verfolgen und die öffentliche Meinung beeinflussen möchten. Sie nutzen die Funktionsweise von Online-Diskursen aus und schaffen es, die Tatsache, dass sie eine Minderheit sind, in den Hintergrund treten zu lassen. Gleichzeitig bauen sie oft eine Stimmung auf, in der sich Andere seltener trauen, sich gegen menschenfeindliche Äußerungen zu positionieren.

Wenn sich aber immer mehr Nutzer:innen eingeschüchtert oder verunsichert fühlen oder Online-Redaktionen überfordert werden, ist die Meinungs- und Medienvielfalt bedroht.

Antimuslimischer Rassismus

In den letzten Jahren haben in allen gesellschaftlichen Schichten nachweislich antimuslimische Einstellungen zugenommen. Diese werden ins Netz getragen und verstärkt. Es gibt eine Vielzahl von Blogs oder YouTube-Kanälen, die täglich Inhalte mit muslimfeindlicher Hetze liefern. Beispielsweise werden bei Kriminaldelikten die Religionszugehörigkeit mit dem jeweiligen Verbrechen verknüpft und so ein bestimmtes Framing von muslimisch gelesenen Personen untermauert. Eine weitere Strategie ist es, Moscheegemeinden, in der Öffentlichkeit engagierte Menschen muslimischen Glaubens oder nicht religiös auftretende Politiker:innen mit Stereotypen zu markieren und eine angeblich drohende Islamisierung nachzuweisen. Dabei dienen Religion und Kultur als Vorwand, um Menschen – unabhängig vom Grad ihrer Religiosität – abzuwerten und aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Für junge Menschen kann dies besonders gravierende Folgen haben, da sie das Gefühl bekommen können, dass sie aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit oder ethnischen Herkunft, systematisch ausgegrenzt werden und niemand daran interessiert ist, ihnen zu helfen. Das kann manche Jugendliche ansprechbar für (religiös-)extremistische Gruppierungen machen, die sich vermeintlich ihrer Sorgen und Probleme annehmen.

Du interessierst dich für ein Training?

Wir freuen uns auf deine Anfrage!